Wie ich beinahe im Alleingang Gaza gerettet hätte.
25.08.2014
Folgendes geschah:
An einem Samstag saß ich völlig entspannt im M Kaffee in Bielefeld und surfte so auf meinem MacBook Air vor mich hin. Da rutschte ein Aufrug von Roger Waters (Macher von “The Wall”) in meinen Newsfeed, der darum bat, dass alle seine Follower bitte 3,50 Dollar an die UPA spenden sollen. Dann kämen 5.000.000,00 Dollar zusammen und das wäre gut, wegen Gaza. Und weil Roger Waters ein guter Kerl ist und ich glaube, dass der das richtige sagt und weil ich eben so entspannt und glücklich war, wollte ich ihm folgen.
Nun dachte ich mir so:
“Markus. 3,50 Dollar? Da hast Du ja gerade mehr für Deinen Milchkaffee ausgegeben! Mach Dich nicht lächerlich.”
Also tat ich, als wäre ich 300%iger Roger Waters-Fan und tippte ein wohlwollendes 10,50 in das Spendenformular. Fand ich einen passenden Betrag. Kreditkartendaten dazu. Okay. Bestätigen. Nochmal die Bestätigung bestätigen. Ab die Post. Zurücklehnen und sich über den tollen Tag freuen.
“Ping” machte es dann noch und die Dankes E-Mail von UPA trudelte ein.
Diese hier. Schaut!
Kennt ihr diese Filmszenen, in denen jemand etwas zu sehen erwartet, hinschaut, da ist aber was ganz anderes. Er glaubt aber für einen Moment, gesehen zu haben, was erwartet war, schaut kurz und selig weg. Dann wird ihm deutlich, was dort wirklich stand und er schaut erschrocken noch einmal hin? Ich weiß nun: Das gibt es im echten Leben auch.
Was war passiert? Das Formular hatte mir ganz amerikanisch die deutschen Kommas gelöscht, weil die Amerikaner dafür ja Punkte nutzen und aus meinen 10,50 Dollar eben 1.050 Dollar gemacht.
Punkt, Punkt, Komma, Strich. Fertig war mein Schockgesicht.
Nun folgte ein kurzer heftiger Adrenalinschauer. Sofort schrieb ich meine Bank und UPA an und wählte eine Mastercard-Notrufhotline. Obwohl mein Banker am Wochenende arbeitete und mich sogar anrief, konnte er mir nicht helfen und bei Mastercard hieß es nur: “Sorry, die Buchung ist erst einmal gültig. Bitte setzen sie sich mit Ihrer Bank und UPA in Verbindung.”
Ja, auf einem Samstag. Natürlich war nirgends jemand erreichbar, der mir hätte helfen können. Weder bei der Sparkasse noch bei UPA in Washington D.C.
So verbrachte ich das Wochenende mit der Option, einen finanziell trockenen Herbst vor mir zu haben. Aber auch mit dem Gedanken, nicht nur für die kommenden 10 Jahre mein Spendensoll erfüllt, sondern vielleicht auch mal eben Gaza gerettet zu haben.
Leider hört sich das lustiger an, als es war. Ich hatte schlechte Laune. Das ganze Wochenende.
Um es kurz zu machen: Das Wochenende ging, der Montag kam und am Nachmittag unserer Zeit erreichte ich sehr bald jemanden bei UPA. Die nette Dame hatte meine E-Mail bereits gelesen und versprach nicht nur, diese sofort zu bearbeiten und das Geld zurück zu überweisen, sondern mir das auch schriftlich zu bestätigen. Was sie dann auch tat.
Eine Auflösung ohne Punkt und Komma
Kurz überlegte ich, mein ursprüngliches Vorhaben mit einer Spende von 10,50 Dollar nun nachzuholen, entschied mich dann aber für 11 Dollar.
Da ist nämlich kein Komma und auch kein Punkt drin. Gute alte Ganzzahl.
Nun bin ich um eine sehr wichtige Erfahrung reicher, im Krankenhaus in Jerusalem können die hoffentlich mit meinem Geld irgendwas Gutes tun und ich darf mich offiziell wie ein 314%iger Roger Waters-Fan fühlen.
Am Ende eine gute Geschichte. In jeder Hinsicht.
Danke, Deena aus Washington D.C.