Lieferheld sucht dumme ... äh: talentierte Comic-Zeichner. [Update]
06.12.2012
Update: Lieferheld hat die Teilnahmebedingungen entschärft. So wie sie jetzt sind, ist eine Teilnahme denkbar. Denn man darf nicht vergessen: Es ist ein Wettbewerb – so wie der Malwettbewerb an der Sparkasse Rietberg auch einer war, den ich 1982 gewonnen habe. Da waren die Bedingungen ähnlich. Nur offline.
Ich belasse den Artikel bis auf kleinere, markierte Änderungen der Historie wegen aber wie er ist.
Also, lest ihn bitte ganz und bastelt euch dann daraus Eure eigene Wahrheit.
Hier der Original-Beitrag:
Gestern bekam ich eine E-Mail von Lieferheld, diesem Bestell-Service für Restaurants und so. Der Inhalt der E-Mail lässt sich mit folgendem Zitat wiedergeben:
In seinem 3. Lebensjahr möchte unser Lieferheld in ein neues Comic-Abenteuer starten. Wie dieses aussieht, steht allerdings noch nicht fest. Dafür brauchen wir die Hilfe von talentierten und motivierten Zeichnern, die die Geschichte aufs Papier bringen. In diesem Zusammenhang haben wir einen Comic-Wettbewerb ins Leben gerufen. Der Gewinner erhält einen neuen Apple iMac! […] Zudem bekommt jeder Teilnehmer als Dankeschön noch einen 10 € Lieferheld Gutschein.
Danach folgt die Beschreibung des Prozedere, das aber nicht weiter interessant ist. Was nicht in der E-Mail steht, sind die Teilnahmebedingungen. Auf die kommt man erst, wenn man einem Link ins Blog von Lieferheld folgt und dort einen weiteren Link findet. Ganz unten in den Teilnahmebedingungen findet sich dann folgender Abschnitt:
Ergänzung: Der folgende Absatz bleibt nur der Historie wegen erhalten. Die Teilnahmebedingungen wurden nach meinem Post entschärft und die Nutzung bezieht sich nun ausschließlich auf das Gewinnspiel und auf die Veröffentlichung im Blog bzw. im Facebook-Account von Lieferheld. Die neuen Teilnahmebedingungen habe ich der Fairness folgend ebenfalls hierher kopiert:
Alle Teilnehmer erklären sich damit einverstanden, dass der von ihnen eingesandte oder hochgeladene Heldencomic dauerhaft im Facebook-Account und im Blog von Lieferheld veröffentlicht werden darf und alle Nutzungsrechte an dem Heldencomic (zeitlich, räumlich und inhaltlich unbeschränkt) unentgeltlich unwiderruflich auf Lieferheld übergehen. Der Teilnehmer versichert, Inhaber dieser Nutzungsrechte zu sein sowie die Nutzungsrechte vollumfänglich übertragen und/oder einräumen zu können. Lieferheld muss von der Möglichkeit der Nutzung keinen Gebrauch machen.
Da bin ich dann ausgestiegen. Was für eine Frechheit!
Cut!
Hier die neuen Teilnahmebedinungen:
Alle Teilnehmer erklären sich damit einverstanden, dass der von ihnen eingesandte oder hochgeladene Heldencomic dauerhaft im Facebook-Account und im Blog von Lieferheld veröffentlicht werden darf und alle hierzu erforderlichen Nutzungsrechte an dem Heldencomic (zeitlich, räumlich und inhaltlich unbeschränkt) unentgeltlich unwiderruflich auf Lieferheld übergehen. Der Teilnehmer versichert, Inhaber der hierzu erforderlichen Nutzungsrechte zu sein sowie die Nutzungsrechte vollumfänglich übertragen und/oder einräumen zu können. Lieferheld muss von der Möglichkeit der Nutzung keinen Gebrauch machen.
Damit könnte ich arbeiten. Mal sehen.
Weiter im Original-Beitrag:
Unterm Strich wünscht sich Lieferheld, dass eine vermutlich nicht unbedeutendende Menge an Comic-Zeichner und Zeichnerinnen sich stundenlange Mühe machen Storylines auszutüfteln, diese niederzuzeichnen, zu kolorieren, digitalisieren und dann zur Verfügung zu stellen. Zeitlich unbegrenzt und exklusiv. Nochmal: Nicht nur die des Gewinners, sondern alle. Und alle bis auf einen bekommen dafür einen Lieferheld-Gutschein von 10 Euro. Nicht einmal 10 Euro in Bar, die man für alles ausgeben kann. Nein, der Gewinn fließt sozusagen direkt zurück zu Lieferheld.
Nehmen wir nur einmal an, 10 Kollegen oder Kolleginnen fallen auf diesen Schmuh herein, zieht Lieferheld sich hier Kreativ-Leistungen in einem Wert von insgesammt ca. 20.000 – 30.000,00 Euro an Land und gibt im Gegenzug einen iMac und 9 Gutscheine mit einem ungefähren Gesamtgegenwert von deutlich weniger als 2.000,00 Euro.
Ich kann gar nicht soviel Pizza bestellen, wie ich mich übergeben möchte bei so einer Geschäftspraxis.
Es gibt zu einem ähnlichen Vorfall ein sehr schönes Video aus der Werbeagentur-Szene des Kollegen Mirko Kaminski, der auf eine ähnliche Anfrage hin klarmacht, wer das Budget für so einen Pitch eigentlich zur Verfügung stellt: Die anderen, ehrlichen Kunden, die bereit sind für gute Arbeit gutes Geld zu bezahlen.
Dennoch, hier mein Wettbewerbsbeitrag, bestehend aus 5 Panels. Ich habe ein wenig investiert, ich kalkuliere hier einen Wert einer großen Pizza Hawaii und einer Cola. Das ist es mir wert. Ich kann das ja von meinem Gutschein bezahlen.
Und natürlich habe ich Lieferheld wie gewünscht die flankierende E-Mail zu diesem Artikel geschrieben: