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Kreativblockaden überwinden, schamlos austoben.

17.08.2024

Sie ist die Nemesis eines jeden Kreativen: die Blockade. Dieser Zustand, in dem es uns schlicht nicht möglich ist, kreativ zu handeln. Wie ein von einem grellen Scheinwerferlicht angestrahltes Reh stehen wir der Aufgabe, dem Projekt gelähmt gegenüber. Ganz gleich, wie sehr wir es wollen.

(Einige Links sind Affiliate Links von Amazon. Also Übersetzungen von mir und dem KI-Tool DeepL.)

Das höhnende Lachen des blinkenden Cursors. Willkommen in deiner kreativen Blockade.

Lieber hören als lesen?

Dann hör Dir Episode #11 meines Podcasts „Hi!“ an. Diese entspricht inhaltlich, wenn auch etwas anders, diesem Blog-Post. Danke fürs Zuhören.

Zu Episode #11 meines Podcasts

Die Leinwand verhöhnt uns mit ihrer Leere, der Cursor in unserem Schreibprogramm blinkt passiv-aggressiv wartend auf Worte, unsere Hand ruht auf den Saiten der Gitarre, als hätten wir Angst, unsere Berührung würde sie zerstören. „Frustration“ ist hier noch das bestmögliche aller Gefühle. Denn geht es gar um berufliche und damit wirtschaftliche Herausforderungen, setzt bald pure Verzweiflung ein.

Der Kuss der Muse

In den vergangenen Monaten habe ich mich immer wieder mit dieser Thematik beschäftigt. Da ich mich sowohl in meinem Podcast als auch in diesem Blog kurz halten möchte, habe ich von einem ausufernden Essay abgesehen, der die zahlreichen Gründe und noch vielfältigeren Lösungsmöglichkeiten aufführen könnte. Das Problem ist so alt wie Höhlenmalereien.

Von den vielen Gedanken und Möglichkeiten, sich dieser Problematik zu nähern, scheinen mir letztlich die folgenden drei, mehr oder weniger unabhängigen, neu und bemerkenswert.

Aus meinem Bücherregal

Falls du dich intensiver mit diesen Themen beschäftigen möchtest, empfehle ich dir zwei Standard-Werke zum Thema Kreativität: Der Weg des Künstlers (The Artists's Way) von Julia Cameron und Do the Work von Steven Pressfield. Links und Informationen zu den Büchern (und viele Weitere) findest du in meinen Buchtipps.

1. Die unbefriedigte Muse

Diesen Gedanken habe ich aus dem "Breathing Life into Your Muse" von BoldBrush. Passt er doch vor allem in eine Welt, in der wir durch Ablenkungen und Beschäftigung die kreative Muse ständig an die Seite schieben wie ein nörgelndes Kind

If you find that your creative wellspring has run dry, that you can no longer hear the Muse’s whisper, and that you can no longer bring forth ideas from the Mystery, you may have been neglecting to properly nourish your Muse.

Wenn du merkst, dass deine kreative Quelle versiegt ist, dass du die leise Stimme der Muse nicht mehr hörst und keine Ideen mehr aus dem Unbekannten schöpfen kannst, hast du vielleicht vergessen, deine Muse richtig zu versorgen und zu nähren.

Clintavo, Breathing Life into your Muse

Im allgemeinen Verständnis ist die Muse eine gottgleiche Kraft (siehe „The Artist's Way“ von Julia Cameron) die uns mit den notwendigen Inspirationen, Energien und Willen versieht, uns dieser Obsession hinzugeben. Aber so einfach ist es nicht. Der Beziehungsstatus ist: Kompliziert.

Denn Kreativität ist keine Einbahnstraße. Sie ist immer das Resultat aus Eingabe und Ausgabe. Wie ich bereits in meiner Podcastfolge „“ erwähnte, entstehen Ideen vor allem daraus, dass der kreative Geiste Eindrücke, Gedanken und handwerkliche Kunst intuitiv verknüpft. Dazu braucht es Ruhe. Buchstäbliche Ruhe.

Zungenküsse mit der Muse

Der Moment, in dem diese Verknüpfung stattfindet und Ideen entstehen, bezeichnet man eben als „Kuss der Muse“. Inspiration und Ruhe sind also die Ambrosia der Muse. Und ohne Ambrosia keine göttliche Kraft.

Wenn wir also der Muse den Strom an Inspirationen verweigern und uns die Ruhe, in der die Muse uns küssen darf, dürfen wir uns nicht wundern, wenn sie die Scheidung einreicht. Wenn du also das nächste mal blockiert bist, frage dich einfach, ob du tatsächlich ein kreatives Leben führst. Eines aus Berufung, Inspiration und Ruhe.

2. Der Drache namens „Widerstand“

„Do the work“ ist ein schnell gelesenes Buch von Steven Pressfield. Und auch, wenn es kurz ist, behandelt es doch einen wichtigen Faktor hinsichtlich Blockaden: den Widerstand. Diese intrinsische Weigerung, etwas zu starten. Ganz gleich, wie sehr wir wissen, dass es wichtig ist oder wie sehr wir es wollen.

That reaction is Resistance. Resistance is an active, intelligent, protean, malign force—tireless, relentless, and inextinguishable—whose sole object is to stop us from becoming our best selves and from achieving our higher goals.

Diese Reaktion ist der Widerstand. Widerstand ist eine aktive, intelligente, vielgestaltige, bösartige Kraft - unermüdlich, unerbittlich und unauslöschlich - deren einziges Ziel darin besteht, uns davon abzuhalten, unser bestes Selbst zu werden und unsere höheren Ziele zu erreichen.

Steven Pressfield, Do the work

Widerstand ist zwecklos

Pressfield macht uns wenig Hoffnung, dass es uns jemals gelingen kann, diesem Widerstand für immer zu entkommen. Stattdessen ist es ein Kampf, den wir tagtäglich neu kämpfen müssen. Dem wir uns immer wieder stellen müssen. In „Do the work“ macht der Autor dazu auch das Bild des Drachen als diese Macht auf und uns als Ritter, die jeden Moment des kreativen Lebens diesem Biest die Stirn bieten müssen.

Diesen Gedanken fand ich jedoch wenig frustrierend als vielmehr erleichternd. So wird die Überwindung der alltäglichen Blockade zu etwas, dass in die gleiche Kategorie fällt, wie die Spülmaschine ausräumen oder die Steuererklärung. Es ist lästig und scheint unnötig. Aber wir können dem nicht entkommen. Also können wir es auch einfach direkt angehen.

3. Du bist dein Kontrollverlust

Im Kreativen sind es diese „Bämm!“-Momente, die ich so sehr liebe. Augenblicke, in denen eben Eindrücke und Unbewusstes sich zu etwas Neuem verdichtet haben und dann förmlich implodieren. Eine Energie erzeugen, der wir uns nicht mehr entziehen können und endlich ins Handeln kommen.

Als ich im Review meiner Notizen aus „The Artist's Way“ auf das folgende Zitat stieß, erlebte ich so einen Moment und konnte endlich diesen Beitrag über Kreativblockaden schreiben. Ich hatte den fast ein Jahr lang vor mir hergeschoben, geschrieben, aufgezeichnet und verworfen. Er war einfach nie gut genug. Bis Julia Cameron mir dies hier vor die Füße warf:

Creativity requires faith. Faith requires that we relinquish control. This is frightening, and we resist it. Our resistance to our creativity is a form of self-destruction. We throw up roadblocks on our own path. Why do we do this? In order to maintain an illusion of control. Depression, like anger and anxiety, is resistance, and it creates dis-ease. This manifests itself as sluggishness, confusion, “I don’t know …?”

Kreativität erfordert Vertrauen. Der Glaube erfordert, dass wir die Kontrolle abgeben. Das ist beängstigend, und wir widerstehen ihm. Unser Widerstand gegen unsere Kreativität ist eine Form der Selbstzerstörung. Wir legen uns selbst Hindernisse in den Weg. Warum tun wir das? Um die Illusion der Kontrolle aufrechtzuerhalten. Depression ist wie Wut und Angst ein Widerstand, der Unwohlsein erzeugt. Dies äußert sich in Trägheit, Verwirrung, „Ich weiß nicht ...?“

Julia Cameron, The Artist's Way

Von meinem Therapeuten hatte ich vor einigen Monaten die Aufgabe mit auf den Weg bekommen, mich endlich schamlos auszutoben. Dies kam mir in den Sinn, als ich das Zitat las.

Endlich: Schamlos austoben.

Kreativ zu sein bedeutet, sich schamlos auszutoben. Kreativ zu sein, ist Kontrollverlust. Solange wir versuchen, das Ergebnis zu kontrollieren, ohne uns dem Toben des kreativen Prozesses hinzugeben, sind wir schon gescheitert, bevor wir losgelegt haben. Wir haben den Kampf gegen den Drachen nicht verloren. Wir haben das Biest unter Kontrolle. Weil wir uns ihm nicht gestellt haben.

Aber: Wir können eben auch nicht gewinnen.

Es gibt keinen Ausweg, es gibt keine Ausrede. Der kreative Prozess kann ohne uns nicht beginnen.

Wir müssen uns diesem hingeben. Inspiriert von der Muse. Mutig gerüstet und schamlos kontrollverlustiert.

Es ist, wie Steven Pressfield es sagt:

We can always revise and revisit once we’ve acted. But we can accomplish nothing until we act.

Wir können immer noch revidieren und alles überdenken. wenn wir gehandelt haben. Aber wir können nichts erreichen, solange wir nicht handeln.

Steven Pressfield

Wie man eine Kreativblockade beendet?

Anfangen.

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