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Tony Rodriguez

12.09.2014

Und wieder eine behance-Entdeckung.

Dieses mal geht es mir aber weniger um das Künstlerische, wenn auch das exzellent ist. Diesmal geht es viel mehr um die Technik.

Digitale Materialkopisten

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Nett. Aber zu gewollt simuliert.

Als ich mir vor einigen Jahren mein Wacom intous kaufte, grübelte ich, ob ich prinzipiell weiter eher klassisch mit Pinsel und Stift würde arbeiten wollen und das Tablett als Ergänzung sehen wollte. Oder andersherum. Ich entschied mich letztlich für ersteres. Sprich: Noch heute zeichne ich im wesentlichen mit Bleistift, Fineliner und so weiter. “Nur” die Kolorierung und ggf. leichte Korrekturen erledige ich digital. Die Ergebnisse kennt Ihr von Pinterest und Behance.

Ausschlaggebend dafür war auch, dass ich nicht verstand, wieso ich klassische Methoden mit dem Rechner simulieren sollte!? Noch heute sehen die meisten digitalen Arbeiten aus wie schlechte Kopien ihrer analogen Vorgehensweisen. Pinselstriche und Ferderzüge sind viel zu glatt und selbst digital hereingerechnete Unreinheiten erkannt man auf Anhieb. Vor allem im Bereich der Concept Art gibt es noch immer kein eigenständigen Stil. Noch immer sehen die Arbeiten stilistisch aus wie die von Ralph McQuarrie und Co. Ich verstehe das nicht, weshalb man nicht mit einem neuen Werkzeug auch versucht neue Wege zu gehen!?

Was ich sagen will: Jedes Werkzeug hat doch seine eigene Ausdrucksweise. Ich versuche ja auch nicht mit einem Bleistift eine Radierung zu simulieren, auch wenn das mit viel Aufwand möglich wäre. Oder mit einem Hammer eine Schraube in die Wand zu drehen. Oder mit einer Grillzange das Bad zu putzen. Im Umkehrschluss könnte man nun sagen, dass natürlich gerade diese Entfremdung des eigentlichen Werkzeugs hin zu etwas anderem die Kunst ist. Aber ich glaube, dazu bin ich zu sehr Handwerker, um das als “Ausrede” zu akzeptieren.

Ein schönes Beispiel sind die eigentlich von mir sehr geliebten Hanuka Brüder – Asaf “The Realist” Hanuka und Tomer “Overkill” Hanuka aus Tel Aviv. Beide arbeiten ausschließlich digital. Und dennoch frage ich mich manchmal, wie zumindest ihr Strich soviel mehr Charme und Aussage hätte, wäre er nicht so glattgezogen. Vor allem bei Tomer Hanuka gilt das gleiche für die Farben. Aber da halte ich mal die Füße still. Das mache ich genau so. Nochmal: Ich liebe die Arbeiten der beiden sehr. Aber sie schreien ein so dermaßen an: WIR WURDEN DIGITAL GEZEICHNET, WOLLEN ABER KLASSISCHE TUSCHESTRICHE SEIN. Das missfällt mir.

Vielleicht sollte man bei der Linienführung die Drucksensitivität ausschalten!? Die Striche von Tony Rodriguez sehen so aus:

Der macht’s richtig: Tony Rodriguez

Deshalb zurück bzw. hin zu Tony Rodriguez, den ich vor einiger Zeit bei behance entdeckte. behance hat nämlich dieses schöne Feature, dass man rechts unten neben dem Bild sich die verwendeten Tools anschauen kann – sofern der Künstler die hinterlegt hat. So muss ich bei oben erwähnten “Materialkopisten” doch ab und an mal schauen. Bei Tony hingegen war sofort klar: Das geht nur digital und das hat einen ganz wunderbaren Charakter. Rodriguez schafft es, die digitale Reinheit – z. B. ein gleichmäßiger Linienstrich – mit einer rotzigen Linienführung und flächigem und dennoch unregelmäßigen Farbauftrag zu kombinieren.

Tony hat hier einen Stil gefunden, der sich im Umkehrschluss mit analogen Methoden nur schwer kopieren lässt. Das macht die Eigenständigkeit seines Handwerks aus.

Ich mag das sehr und habe mich sehr gefreut, endlich mal wieder Arbeiten zu finden, die ganz klar aus dem digitalen Spektrum stammen, dabei einen eigenen Charakter finden und dennoch nicht wie so üblich zu clean wirken.

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