„Quickies“ mit David Palumbo
06.09.2010
Nicht nur, um mal was anderes als Tagebuch-Einträge zu posten, sondern vor allem, weil mir ein Hinweis auf das Blog „Quickie“ des amerikanischen Illustrators David Palumbo schon lange auf der Künstlerseele brennt.
„Quickies“, dass sind zügig und mit breitem Pinselstrich gemalte Aktbilder – zumeist in Öl auf Papier, die vor allem durch ihre Rauheit und fehlende Präzision in den Details bestechen. Palumbo konzentriert sich bei diesen vermeintlich schnell erstellten Werken auf die wesentliche Form seiner Modelle und das Licht des Motivs. Ebenso bemerkenswert ist das Farbgefühl, dass Palumbo dabei anlegt. Niemals wirken die Gemälde bunt aufdringlich, aber auch nicht trist farblos oder monoton. Vor allem sein Gespür für die Hauttöne ist bemerkenswert.
Palumbos Bilder sind zeit- und im Besten Sinne „stillos“; heißt: Man kann sich genauso in einer verschrobenen Bahnhofskneipe wie auch in einem sterilen „American Psycho“-Ambiente aufgehängt vorstellen.

Julz 5x5 #2

Angela #12
Darüberhinaus steigert sich meine Sympathie für Palumbo ins schier endlose, wenn ich darüber nachdenke, dass er zu den Künstlern gehört, die aus ihrer kreativen Seele keine Mördergrube machen, sondern raushauen, was in ihnen drin steckt.
Denn „Quickie“ sind wie erwähnt was sie sind: Schnelle, zügige Arbeiten; vermeintliche Fingerübungen neben den ansonsten detailreichen und durchgezeichneten Illustrationen, die Palumbo auf seinem anderen Blog „Recent Paintings and Sketches“ veröffentlicht. Wie erfrischend, dass er damit zu den Künstlern gehört, die uns ihre gesamte Bandbreite ihres Schaffens und nicht nur die professionelle perfekte Seite zeigen. Denn wahre Kunst entsteht nicht nur durch die Harmonie, sondern Bedarf auch der Dissonanzen. Gleiches gilt für den Künstler an sich. Und der wird nun einmal an seinem Werk gemessen.
Weiter noch: Palumbo verkauft, was er verkaufen kann. Wundervoll. In seinem – nicht ganz aktuellen – Online-Store bietet David Palumbo dazu bislang neben einer DVD, auf der man die Entstehung des Werkes „Stephie 7“ verfolgen kann (Selbst noch nicht gesehen), vor allem seine „Quickie“-Bücher an (im folgenden Beitrag gibt es einen schönen Überblick.) Dabei steht die 2010er-Edition schon lange auf meiner Amazon-Wunschliste. Wunschliste. Weißt schon. … Ich bin gespannt, ob und wann er die noch fehlenden Kategorien mit Content befüllt.
Unterm Strich freue ich mich jedesmal, wenn ein neuer „Quickie“ in meinem Feed-Reader landet und dann darüber, in Palumbo einen „Macher“ gefunden zu haben.
Abschließend ein YouTube-Video der Entstehung des Werkes „Stephie #1“ im Zeitraffer. Hier erfahren wir auch, wie lange Palumbo für so ein Bild benötigt: Alles in allem ca. 90 Minuten. Hach.