Kunst entsteht immer aus Handwerk
28.01.2014
Manchmal möchte ich in einer Welt leben, in der Kunst ein geschützter Beruf ist, für den man eine Zulassung braucht. Leider ist dem nicht so. Und so begegnen einem immer mal wieder Künstler, die es für Kunst halten, wenn man morgens um 7 Uhr 30 in eine Ecke scheißt und dazu “La Paloma ole” singt. Das ist dann irgendwie ein Statement zu irgendwas. Und fertig.
Ja, ich will ja gar nicht zynisch sein. Doch: Ich möchte immer noch, dass der Satz “Kunst kommt von Können” richtig interpretiert wird. Also nicht von “können” in Sinne von “Ach, kann man mal machen. Hab ja gerade Farbe da und … so.” sondern im Sinne von “Ich kann das. Ich mach das jetzt.” Und damit sind wir beim Handwerk. Nur aus beherrschtem Handwerk kann am Ende Kunst entstehen. Warum? Weil damit der Geist eben frei ist, dem eigentlichen Werk Bahn zu brechen. Zuoft habe ich mich selbst dabei erwischt, wie ich mir mit irgendwelchen Werkzeugen – analog oder digital – die Finger gebrochen habe und damit den kreativen Prozess so krass unterbrochen habe, dass am Ende nur Murks dabei herumkam.
Manchmal ist es soviel besser, nur ein Stück Papier und einen Bleistift aus dem Supermarkt zu nehmen, anstatt den Kunstbedarfshandel aus der Innenstadt leer zu kaufen. Manchmal ist ein schwarzweißes Foto einer Industrieruine soviel schöner als ein verphotoshopptes Foto von Scarlett Johannson. Einfach weil man das Handwerk nicht mehr bemerkt, weil es so perfekt ausgeführt wird. Weil es einfach aus dem Künstler herausfließen konnte.
Ich kam darauf, als ich das Video von Daft Punk, Pharell Williams und Stevie Wonder von der Grammy Verleihung 2014 sah. Da stehen „drei“ Handwerker auf der Bühne, die aus völlig verschiedenen Genres kommen, ihre Berufung jedoch so perfekt beherrschen, dass man ihnen die Freude am Schaffen ansieht und dies so virtuos tun, dass dabei die Kunst fließen kann bis einem keine Metaphern mehr einfallen. Also, wie wir früher immer gesagt haben: Voll super.
Seht, hört selbst: