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Der iPhone-Vertrag von Gregory

06.01.2013

Kürzlich hatte ich mit einer Mutter einer 10-jährigen Grundschülerin eine Diskussion darüber, ob ein junges Mädchen ein Smartphone braucht und sie erklärte mir, warum nicht.

Nun bin ich jedoch der Meinung, dass unsere Kinder unbedingt konkreten Zugang zu den Dingen brauchen, die uns auch nach Jahren noch oft genug erscheinen wie Voodoo, aber für die Generation zwischen uns und unseren kleinen Kindern – also den aktuellen Twens – schon schnöder Alltag sind. Für unsere Kinder wird das in einigen Jahren sogar noch trivialer sein. Sie müssen lernen damit umzugehen, es in ihr Leben zu integrieren. Sie müssen nicht lernen, es nicht zu nutzen. Sie müssen lernen es zu nutzen. Mein Bruder hat einmal einen klugen Satz gesagt, der mir in diesem Zusammenhang in den Sinn kam:

Tennis spielen lernt man nur durch Tennis spielen. Stefan Freise

Exakt so lernt man auch mit Medien, mit Technologie umzugehen: In dem man sie nutzt.

Unsere Angst davor, dass sie es missbrauchen können, rührt nach meiner Meinung daher, dass vor allem unsere Generation es überhaupt nicht in den Griff bekommt. Wir hocken da in der U-Bahn, beim Abendessen … Ach, wo auch immer und daddeln vor uns hin, als gäbe es morgen kein freies WLAN mehr. Das ist für uns die Wahrheit der Nutzung von Technologie: Sie überlagert dass, was wir so salopp als das „richtige Leben“ bezeichnen. Wir tun das und fühlen uns parallel gar nicht wohl damit. Also übertragen wir das als Szenario auf unsere Kinder und unterstellen ihnen, dass auch sie sich davon so versklaven lassen werden und dass sie niemals lernen werden zu leben.

Der Reflex ist: Verbot.

Doch wie wäre es, wenn wir ihnen beibringen, wie großartig „das wahre Leben“ UND die moderne Technologie ist.

Wenn wir integrieren statt exkludieren.

Nun habe ich eben via Spiegel Online den Blog-Beitrag „Gregory’s iPhone Contract“ der amerikanischen Bloggerin Janell Burley gefunden, in dem es genau darum geht. Ihr Sohn Gregory ist 13 Jahre alt und er bekommt ein iPhone zu seiner Nutzung – zusammen mit einem Nutzungsvertrag, den er mit seinen Eltern abschließen muss. Dieser Vertrag ist das erwachsendste, was ich zu diesem Thema bislang lesen durfte und ich blogge das hier auch, damit ich es dann, wenn es bei uns einst anstehen wird, wiederfinden kann. Hier einige meiner liebsten Regeln in der Übersetzung:

1. Es ist mein Telefon. Ich habe es gekauft. Ich zahle dafür. Ich leihe es Dir. Bin ich nicht großartig?

2. Ich kenne immer das Passwort!

6. Wenn es in die Toilette fällt, auf dem Boden zerschellt, oder verschwindet, bist Du verantwortlich dafür es zu ersetzen. Mäh den Rasen, Babysitte, nimm Dein Geburtstagsgeld. Es wird passieren, sei vorbereitet.

7. Nutze diese Technologie nicht um zu lügen, betrügen oder andere zu täuschen. Halte dich aus Unterhaltungen heraus, die andere verletzen. Sei zuallererst ein guter Freund oder gerate verflixt noch eins nicht ins Kreuzfeuer.

9. Schreibe nichts per SMS oder E-Mail oder sage etwas zu irgendwem, dass Du nicht auch laut sagen würdest, wenn deren Eltern im Raum wären. Zensiere Dich.

11. Schalte es aus, stelle es auf „Stumm“, wenn Du in der Öffentlichkeit bist. Vor allem in Restaurants, im Kino, oder während Du mit anderen sprichst. Du bist ein feiner Kerl; erlaube dem iPhone nicht das zu ändern.

15. Lade Musik herunter, die neu ist, die Klasse hat oder einfach anders ist als die, dieser gleiche Kram, den Millionen deiner Altersgenossen hören. Deine Generation hat Zugriff auf Musik wie keine andere zuvor. Mach Dir dieses Geschenk zu Nutze. Erweitere Deinen Horizont.

18. Du wirst es versauen. Ich werde Dir das Telefon wegnehmen. Wir werden uns hinsetzen und drüber reden. Wir werden von vorne beginne. Du und ich, wir werden immer lernen, ich bin in Deinem Team. Wir machen das gemeinsam.

Das finde ich großartig.

Alle 18 Punkt des Vertrags im Original-Beitrag von Janell Burley.

Was meint ihr?

 

(Vorschaubild von IntelFreePress)

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