Countdown to Buch #4:
Warum Zeichnungen?
16.10.2009
Packen wir uns mal an die Pathos-Nase: Jeder Mensch sollte einen Traum haben. Etwas, dass im Leben noch erreicht werden soll. Damit meine ich nicht etwas so abstraktes wie „Zufriedenheit“, „Glücklich sein“ oder schnöden Reichtum. Etwas handfestes, erreichbares. Für die einen sind das Klassiker wie „ein Haus bauen“ oder „ein Sportwagen restaurieren“. Mein Traum ist immer schon ein anderer gewesen:
Ich will mal einen Comic zeichnen
Zeichnen, das war bei mir schon viel früher da, als das Schreiben. Solange wie ich einen Stift halten kann, tue ich das. Soweit wie ich zurückdenken kann, habe ich gezeichnet. Über meine Kindheit, durch die Jugend. So war es nur eine logische Schlussfolgerung, dass ich daraus irgendwann einen Beruf machen würde und schließlich Grafiker wurde. Dort entdeckte ich bald Werkzeuge, die meinem Gestaltungsdrang Flügel verliehen und die Nachteile klassischer Gestaltungswerkzeuge wettmachten. Layout-Software, Scanner, Bildbearbeitung. Jede Idee war nur einen Klick entfernt. Kein Fehler nicht rückgängig zu machen. Alles war leicht. Mühseliges Bleistiftspitzen und Aquarellieren war bald vergessen. Weit über zehn Jahre lang.
Dann geschah etwas wunderbares: Jemand trat in mein Leben, der genau so dachte, wie ich es mal getan hatte. Meine Tochter. Auch sie wurde förmlich mit dem Stift in der Hand geboren. Wo sie ging und stand wurde gezeichnet. Ich war inspiriert. Ich machte mit. Und wiederentdeckte meine verschüttete Leidenschaft für gute alte handgemachte Zeichnungen. Mit ihm und gefüttert durch die Jahre auf Poetry Slam-Bühnen kehrte auch dieser Traum, einen Comic zu machen – eine Geschichte in Zeichnungen zu erzählen – zurück.

Skizze zum „Liebeslied“
Das Dumme ist nur: Ein Comic-Band ist scheißenviel Arbeit. Das konnte ich niemals übers Knie brechen. Dazu bräuchte ich Zeit. Zudem stand schon lange eine Sammlung meiner Texte der vergangenen Jahre in Buchform an. Den Deal hatte ich da längst mit meinem Verlag Lektora aus Paderborn gemacht. Da kam mir die rettende Idee: Ich reicher mein Buch einfach mit Zeichnungen an. Illustrationen, die das Geschriebene ergänzen würden.
Und fand bald noch einen anderen Vorteil.
Der George Lucas-Moment
Ich habe da so eine Theorie zur „Special Edition“ der klassischen Star Wars-Trilogie, die George Lucas Mitte der 90er produzierte. Ich glaube gar nicht, dass es ihm so sehr darum ging, die alten Filme „aufzuhübschen“. Ich glaube vielmehr, dass er die drei Filme als Spielwiese, als „Proof of Concept“ für die einige Jahre drauf produzierten Prequels nutzte. Da wurden all die technischen Dinge ausbaldowert, die man ab 1999 in den vermurksten Episoden 1 bis 3 „bewundern“ durfte.
Mir sollte das Buch nun zu ähnlichem dienen. In Vorbereitung des Gigant-Projektes „Comic“, das ich auf einen Zeitrahm von gut vier Jahren anlegen werde, musste ich nach einem Jahrzehnt der illustrativen Abstinenz erst einmal wieder ein Gefühl bekommen. Für Materialien, Techniken, Stile. Sprich: Mein Schreibtisch ist seit Wochen gefüllt mit allen Arten von Markern, Finelinern und mehr als sieben verschiedenen Radiergummi-Varianten. Ohne Scheiß. Ich kaufte unzählige Blöcke. Amazon lieferte Fachbuch um Fachbuch. Und die Comic-Shops waren auch gut besucht.
Die Resultate dieses Prozesses poste ich mal irgendwann als eignenen Beitrag. Ein wenig stolz bin ich auf meine Erfindung der Repro-Blau-Vorlagen. Mittlerweile weiß ich zwar, dass andere die Idee vor mir hatten. Aber ich bin alleine drauf gekommen. Auch das ein andermal.
Zurück zum Thema.
Nun, gute sechs Wochen vor der Veröffentlichung kommt alles zusammen. Die passenden Stifte sind gefunden, das beste Radiergummi ausgesucht, Papiere gewählt – das alles an Hand von Zeichnungen für mein Buch „Du gehst da raus, und alles wird zu Gold“.
Im Prinzip kann es losgehen. Aber erst das Buch.
Ich hoffe, dass Euch, die Ihr dann das Buch ab dem 25.11. kaufen und lesen mögt, die Zeichnungen ebenso viel Spaß machen, wie es mir Kribbeln und Juchzen gemacht hat, mich durch sie hindurch zurück in meinen Traum zu finden.

Illustration zu „Geliebte Pandora“