Comics kolorieren wie früher
22.11.2011
Heute sind Comics ja Kunst und heißen Graphic Novels. Früher waren Comics noch Comics. Da machte es VROOOM und BAMM und alles war bunt. Das lag nicht nur daran, dass früher sowieso alles bunt war, sondern daran, dass das Kolorieren von Comics noch derbste Handarbeit war.
Wie genau das funktioniert hat, kann man wunderbar im Artikel „Coloring Comic Books Before Computers” von Gary Scott Beaty nachlesen:
The technique was to use three pieces of acetate lined up on top of each other over the artwork page, each representing C, M or Y. Usually this acetate was rubylith, a product still used in screen printing today (to print on material and other substrates). Where the reddish film was cut away from the acetate ink would not print. Where the film was left ON the acetate, the camera negative would leave a blank spot, and ink would print.
Dazu wurden die einzelnen Farbkomponenten per Hand auf Folien gepinselt und dann auf die Druckplatten belichtet. Da gab es keine „What you see is what you get“. Da hieß es: „Mal gucken, was nachher aus der Druckmaschine kommt. Hoffentlich passt es.“ … Wir Kinder der 70er wissen: Oft passte es nicht. Aber uns war das egal. Es machte ja trotzdem VROOOM und BAMM und Batman gewann auch immer, egal in welcher Farbe … Aber weiter:
Aus dieser Beschränkung bzw. Mühsal ergab sich, dass die Farbpalette zum Kolorieren von Comics überschaubar waren, denn:
The process is why early comic books used a limited color palette. 100 percent cyan and 100 percent magenta is a deep blue; 25 percent cyan is a nice sky color; 100 percent magenta and 100 percent yellow is a bright red; 100 percent cyan and 100 percent yellow is a bright green; and so on.
Ergänzung: Nachdem ich den Artikel im Comicforum gepostet hatte, war man dort so nett, mich nicht nur auf kleinere Recherchefehler, sondern auch darauf hinzuweisen, dass die von mir recherchierte Herangehensweise zu einem großen Teil nur für den amerikanischen Markt zutraf. In Europa wurden die Comics häufig direkt und klassisch koloriert und dann im üblichen Reproverfahren weiterverarbeitet. Da es mir aber hier gar nicht darum ging, einen Gesamtabriss über die Historie der Comic-Kolorierung zu liefern, sondern es sich lediglich um den Teilaspekt der amerikanischen Comics drehen sollte, will ich das nicht weiter ausführen, sondern gerne den User „horst“ zitieren:
Warum aber gab es diese händische Produktion – trotz ihrer Einschränkungen – dann noch? Weil man eine Produktion ohne (damals) sehr teure große Reprotechnik abwickeln konnte und weil man dieses dann relativ einfache Farbergebnis auch drucktechnisch einfacher händeln konnte. Die verfügbaren Farben und Strukturen waren zwar eingeschränkt aber dafür hatte man auch mehr Kontinuität – mehr Produktionssicherheit (denn eine jede neue fotografische Aufnahme musste auf ihre Farbtreue hin kontrolliert und eventuell korrigiert werden – die Maskenfilmmontage hingegen nicht).
Photoshop Farbpaletten zum Kolorieren von Comics
Für ein kommendes Projekt wollte ich nun eine Kolorierung haben, die in der Farbigkeit die alten US-Comics der Siebziger und Achtziger zitiert. Also machte ich mich auf die Suche nach genauen Farbangaben oder gar Photoshop-Paletten. Dabei stolperte ich über den Artikel „Coloring Comics, Old School“ von Todd Klein, der einen Abriss über die alten Farbpaletten von DC Comics gibt. Ebenfalls ein schöner Artikel zum Thema ist „Color Chart of Yore“ von Ed Piskor.
Aus den in den Artikeln gefundenen Angaben habe ich mir dann – aus Ermangelung anderer Quellen – zwei Paletten für Adobe Photoshop gemacht, die ich Euch gerne hiermit kostenlos zur Verfügung stelle.
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