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Was und wer mich inspiriert. Konkret.

13.10.2017

Schon häufiger habe ich in diesem Blog von Inspiration gesprochen und wie essentiell diese für die Arbeit als Kreativer ist. Inspiration ist schlicht der Ursprung alles Schaffens. Ohne Inspiration gäbe es nichts.

Alles, was geschaffen wird, ist immer nur die Weiterentwicklung von vorhandenem. Nichts entsteht in einem luftleeren Raum. Was auch immer gemacht wird ist die Folge von etwas, das schon da war. (Die Antwort auf die Frage, wie dann das erste jemals erschaffene erschaffen wurde, überlassen wir den Philosophen und Trunkenbolden.)

Meine wesentlichen Inspirationen als Autor und Illustrator

In diesem Beitrag möchte ich Euch ein paar Dinge und Menschen vorstellen, die vor allem in den vergangenen beiden Jahrzehnten mein Leben als Kreativen und vor allem als Kreativunternehmer maßgeblich inspiriert, angetrieben und bestimmt haben.

Viele anderen wundervolle Künstlerinnen und Künstler, die mich gekitzelt und beeinflusst haben, bleiben unerwähnt aber auch unvergessen. Und nicht zu vergessen, die wirklichen Wegbegleiter, vor allem in Zeiten des Poetry Slams. Doch hier geht es zuallererst um das Fundament.

Ich konzentriere mich hier bewusst auf die Aspekte des Erzählens in Text und Illustration bzw. Comic. Eigentliche Inspirationen für Lebensführung oder im beruflichen Aspekt folgen vielleicht ein andermal.

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Los geht’s:

Marillion / Fish und Misplaced Childhood

Die Poesie des schottischen Musikers Derek W. Dick, bekannt unter seinem Künstlernamen Fish und wenn überhaupt bis 1987 als Sänger der Band Marillion („Kayleigh“), ist ganz klar der Urknall meines Storytellings und Auslöser meines Schreibens. Zitate, wörtlich und metaphorisch, finden sich immer wieder in meinen Texten und Illustrationen. Mein Hörbuch Still trying to write Love Songs* ist nach einer Zeile aus dem für mich wichtigsten Album aller Zeiten Misplaced Childhood* benannt.

Niemand mehr erzählt für mich imposanter von den Wundrändern des Lebens, dort wo sich auch meine liebsten Geschichten abspielen und ich mich als Autor und Künstler am wohlsten fühle.

(Trivia: Für einen kurzen Moment gab es sogar mal einen E-Mail-Austausch zwischen Fish und mir, aus seinem Solo-Stück Plague of Ghosts vom Album Raingods with Zippos einen Comic zu machen. Leider ist daraus aber aus Gründen nichts geworden.)

Douglas Couplad / Life after God

Bewegt sich Fish mit seiner Poesie im lyrischen Bereich, ist als wesentliche prosaische Inspiration für mich ganz klar der kanadische Autor Douglas Coupland auszumachen. Er hat mit seinem Roman Generation X* in den 1990ern nicht nur einer ganzen Generation einen Namen, sondern auch eine Identität gegeben. Für mich noch wichtiger als dieses großartige Buch ist aber sein Erzählband Life after God*. Dürfte ich nur ein Buch gelesen haben: Es wäre dies. Vor allem die Stories „Dinge, die fliegen“, „Gettysburg“ und „Life after God“.

Am deutlichsten kann man, nach meiner Meinung, Couplands Einschlag in meinen Texten „Sonnenzeit“ und „Vanderbilt 300“ erkennen. Beide sind in meinem Buch Du gehst da raus und alles wird zu Gold erschienen.

Edward Hopper

Ich erinnere mich, wie ich als Abiturient in Ehrfurcht erstarrt im Kölner Museum Ludwig vor einem Original des amerikanischen Künstlers Edward Hopper stand und mich nicht nur abgeholt, sondern sogar mitgenommen fühlte. (Von Hopper kennt ihr sicherlich die Nighthawks. Das hing in den 90ern in jeder Kneipe.) Die kleinen Welten der Menschen in Hoppers Malereien sind die Bilder für die Texte von Coupland. Sie erzählen vom amerikanischen Traum aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Jedoch aus einem düsteren, melancholischen Blickwinkel, voll Einsamkeit inmitten einer erkalteten Welt. Ich kann ehrlich gesagt nicht sagen, wie sich Hopper konkret in meiner Arbeit wiederfindet. Aber dennoch bin ich sicher, dass sein Spirit in der Basis mitschwingt.

Eduardo Risso

Dies hier hingegen ist eindeutig zu erkennen: Eigentlich mochte ich den ersten Band der Comic-Serie 100 Bullets* nicht besonders. Aber irgendwie kaufte ich mir auch Band 2 und dann bis Band 12 alle. Kurz: Es ist eines der besten Comic-Werke, die mir untergekommen sind. Vor allem die Zeichnungen des argentinischen Comic-Künstlers Eduardo Risso. Seine illustrative, reduzierte Erzählweise findet die perfekte Balance zwischen Abstraktion, Impressionismus und der klassischen Comic-Illustration jenseits von Cartoons. Ohne dabei in diese unsägliche Kunst-Graphic-Novel-Kacke zu rutschen.

Die vorläufige Perfektion findet dies in der Geschichte Dark Night* – das ich mal in einem Video vorgestellt hatte. Rissos Zeichenstil ist definitiv etwas, dem ich konkret nacheifere – unter Berücksichtigung meines eigenen Strichs.

Rissos Einfluss findet sich sowohl in Zauberspruch für Verwundete* als auch in Großväterland* wieder. Aber auch in nahezu allen ONE.-Bildern.

Die Hanuka-Brüder Tomer und Asaf

Mein fortlaufendes Comic-Projekt ONE. ist im Wesentlichen durch die Arbeiten des israelischen Illustrators Tomer Hanuka und seinem Buch Overkill* beeinflusst. Die ursprüngliche Idee für ONE. war es, genau so ein Bildband von meinen Arbeiten zu machen. Aber auch seine Art Geschichten zu erzählen, mittels eines einzigen Bildes, in einem äußerst expressiven Comic-Stil, sind ein Leuchtturm, an dem ich mich immer wieder gerne ausrichte.

Neben Tomer gibt es noch seinen Bruder Asaf Hanuka, der auch als Illustrator arbeitet, jedoch eher durch seine autobiografische Slice-Of-Life-Serie The Realist bekannt ist. In dieser erzählt er in Form kurzer One-Page- oder One-Panel-Comics aus seinem Leben als Künstler und Familienvater in Tel Aviv. The Realist gibt es als Buch und als Website. Ich liebe vor allem seine oft surrealen Blicke auf das Geschehen und die Balance, die er zwischen den Wundrändern und dem Humor findet.

Flix

Damit kommen wir auch zu Flix. Dem deutschen Comic-Künstler aus Berlin. Abgesehen von meinem Comic-Tagebuch, das im Konzept schamlos bei Flix Heldentage abgekupfert ist, findet sich Flix, genau so wie Edward Hopper, nicht konkret in meiner Arbeit wieder. Aber ebenso wie bei Asaf Hanuka verehre ich Flix für seine Art des Erzählens.

Er schafft es ebenso, von den Dramen des Lebens zu erzählen und gleichzeitig zu unterhalten. Höhepunkte davon sind ganz bestimmt sein frühes Held*, sein Meisterwerk Faust* und der jüngere Band Schöne Töchter*. Zudem war seine Arbeit über die deutsche Teilung Da war mal was* vom Grundkonzept der Oral History, erzählt in kurzen Episoden, tatsächlich eine direkte Inspiration für Großväterland*.

(Trivia: Flix durfte ich schon einige mal persönlich treffen. Einmal sogar zu nutella-Pfannekuchen in Berlin. Er ist ein ganz wunderbarer Mensch. Das erfahren zu haben, macht seine Arbeit noch viel wertvoller.)

Erwähnungen

Und sonst noch:

Pauline Fügs Poesie war eine der wesentlichen Inspirationen für meinen Text „Liebeslied“ (und ihr Text Zauberspruch für Verwundete* natürlich, aus dem wir gemeinsam einen Comic gemacht haben, der für kurze Zeit Comic-Bestseller bei Amazon war. Yeah.), Caspers XOXO war nicht nur Soundtrack sondern mit seinem Song Auf und davon auch Motto für meinen Neustart im Herbst 2011, Pink Floyd und Bruce Springsteen sind ebenso wie Fish durch ihr musikalisches Storytelling eine Basis meiner Arbeit, der Surrealismus des Österreichers Gottfried Helnwein war eine frühe Quelle, Casey Neistats unbarmherzige Schaffenskraft ist ein willkommener Antrieb. Und auch Künstler wie Sven Regner bzw. Element of Crime, der Illustrator Tim Dinter und natürlich Thees Uhlmann und Tomte kreisen in meinem Storytelling – textlich und illustrativ – immer wieder über mir.

Und Danke an alle, die mich sonst so kitzeln und antreiben. Vor allem meine Kritiker, die genau wie ich, nie zufrieden sind mit dem was ich tue. Denn Kritik bleibt noch immer die wichtigste Inspiration von allen.

Soviel von mir. Jetzt du: Was inspiriert dich? Konkret im eigentlichen Schaffen, aber auch im Denken. In Deiner Art zu erzählen, zu musizieren, zu zeichnen? Lass uns darüber in den Kommentaren sprechen. Ich bin gespannt.

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