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Wie man auf Ideen kommt

10.03.2017

Eine immer wiederkehrende Frage an Kreative ist die: „Wie kommst Du eigentlich auf die ganzen Ideen?” Um diese Frage zu beantworten, muss man erst einmal darüber nachdenken, was eine Idee ist.

Wikipedia sagt dazu:

Allgemeinsprachlich versteht man darunter einen Gedanken, nach dem man … von Platon und dem Platonismus … Ideenlehre … sind … blah blah blah.

*Schallplattenkratzgeräusch*

Nach meiner Erfahrung ist eine Idee das: Nichts, aus dem Nichts entspringt. Ein Idee ist nichts, das innerhalb eines luftleerem Raums entsteht. Es ist keine Jungfrauengeburt. Viel mehr ist eine Idee das Ergebnis einer Art „chemischer Reaktion“. Und die Zutaten für diese sind immer die gleichen:

Erinnerungen, Eindrücke und Erfahrungen.

Ohne dies kann nichts entstehen. Eine Idee baut immer auf etwas auf, dass bereits da ist. Ganz gleich, ob es offensichtlich oder unterbewusst ist. Damit unser Geist jedoch überhaupt den Impuls erhält, eine Idee zu entwickeln, benötigt er in jedem Fall einen Auftrag.

Vor der Idee kommt der Auftrag – gerne auch vom Universum

Dieser Auftrag kann von außen, also einem Auftraggeber, oder innen, aus einem selbst heraus, kommen. Er kann wie ein unerwarteter Gast einfach so im Raum stehen. Als hätte das Universum ihn geschickt. In jedem Fall aber lässt er sich immer ausformulieren. – „Pablo, mal mir ein Bild“, „Steve, erfinde das Telefon neu“, „Joanne, erzähl mir eine Geschichte von einem Zauberer.“. Erst wenn das geschieht, setzt sich die Ideen-Maschine in Gang und beginnt unsere drei Zutaten Erinnerungen, Eindrücke und Erfahrungen in einen Kessel zu kippen. Aber noch fehlt eines, damit es ordentlich köcheln kann – und das ist das Feuer unterm Topf: Das Talent.

 

Im Volksmund nennt man es „Talent“.

Nach der oben erwähnten Frage folgt meist direkt ein resigniertes „Ach, so talentiert wäre ich auch gerne.“ Oft ist damit gemeint, dass diejenige es auch für sich schön fände, einigermaßen passabel zeichnen zu können oder Texte auf der Bühne vorzutragen. Ich verrate hier aber gerne ein Geheimnis: Das ist nicht das, was landläufig mit „Talent“ bezeichnet wird. Das ist schlicht gelerntes Handwerk. Ja, Zeichnen ist in erster Linie ein Handwerk und für mich persönlich nichts anderes als das Ergebnis von vielen, vielen Abenden, an denen ich und meine Bleistifte in meiner Jugend gemeinsam aber doch alleine zu Hause blieben, wenn andere um die Häuser zogen und tanzten und küssten.

Oder bei meinem ersten Bühnenauftritt 2003: Da war ich vermutlich nervöser als ein Kreisligakicker es beim Elfmeterschießen im WM-Finale wäre. Es brauchte etliche Auftritte mehr, um die Fähigkeit zu entwickeln, die Nervosität in eine positive Anspannung zu wandeln. Aber das alles sind keine Talente. Wenn dahinter ein Talent steckt, dann ist es vielleicht das, den Mut zu haben, immer wieder von vorne zu beginnen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Und der unbedingte Wille, immer besser zu werden. Hat hier jemand „90% Regel“ gesagt? Wie passend. Dazu gibt es doch ein Video.

Aber das ist ein anderes Thema, dass ich nicht nur im verlinkten Video, sondern auch im Blog-Artikel „Und jetzt geh da raus und zeig der Welt, dass Du besser bist als Du.“ verarbeitet habe. In diesem Beitrag hier und jetzt soll es um Ideen geben. Vielmehr darum:

So: So kommt auf man Ideen.

Spoiler: Es ist so einfach, dass es schon wieder schwierig ist.

Das wirkliche Talent, dass kreative Menschen wie mich von Personen unterscheidet, die sich das so sehr wünschen ist es, Räume und Gelegenheiten zu finden, in denen die Ideen-Maschinerie ungehindert arbeiten kann. In denen das Feuer lodern und die Suppe zum überkochen bringt.

Damit die Reaktion so richtig derbe knallen kann, benötigt der Geist Ruhe, Leere und die Gelegenheit abzuschweifen. Es ist der Inkubator, der Blasebalg, der das Feuer unter dem Kessel anfacht. Andersherum: Nichts ist schädlicher für einen Kreativen, als in Situationen zu geraten, in denen ständige Wachsamkeit gefordert ist. Sei es fremdbestimmt, wie im Straßenverkehr oder im Tagesgeschäft. Oder selbstauferlegt, wie zum Beispiel durch das runterdaddeln der nächsten Tatort-Folge. Das Bingewatching aller zehn Friends-Staffeln. Ja, das sind alles keine schlimmen Dinge. Und auch für einen Kreativen ist Zerstreuung wichtig. Doch wenn wir ständig den Raum um uns herum – und damit in uns – mit „Kram“ füllen, ist kein Platz für das Feuer, das wir zwingend benötigen, um Ideen entstehen zu lassen.

Zugegeben: Das ist nicht immer ganz einfach. Deshalb muss man sich gelegentlich bewusst in Situationen begeben, in denen es keine Ablenkung gibt. Auch dies ist kein Geheimnis: Fast alle Kreativunternehmer meditieren regelmäßig. Und es ist kein Zufall, dass man die besten Ideen immer noch auf dem Klo hat. Zumindest war das so, bis man sein Smartphone und damit die Reizapokalypse, ständig in der Tasche hatte.

Umso größer diese Leere in Raum und Zeit ist, umso besser. Doch wie erwähnt, gibt unsere Umwelt und unser einfaches Leben oft nicht die Gelegenheit dafür. Und die oben erwähnten Momente zu schaffen, ist auch nicht immer so einfach. Man kann es natürlich auch mit Mikrourlauben probieren.

Und hier kommt unser wirkliches Talent zum tragen: Kreative Menschen haben ein Gefühl dafür, wann diese Räume da sind oder wenn sie bevorstehen. Wir können so auch kleinste Lücken im täglichen Rattern für uns nutzen. Zudem wissen wir von Werkzeugen wie Meditation, Sport oder einfach mal so in der Gegend rumstehen. Und wir scheuen uns nicht davor, diese für uns zu nutzen. Selbst wenn um uns herum das Chaos herrscht. Selbst, wenn alle Kumpels einen auf die nächste Party zerren wollen. Selbst, wenn es eine elfte Staffel Friends gäbe (… obwohl: Das wäre was anderes … hat hier einer „Rachel“ gesagt? )

Fakt ist: Langeweile ist für Kreativunternehmer ein gänzlich unbekannter Zustand, weil diese gleichzeitig unser bestes Werkzeug zur Ideenfindung ist.

Noch einmal: Das wichtigste Werkzeug des Kreativen ist die Langeweile.

Wenn Du dich also das nächste mal fragst, wie man auf Ideen kommt, stell dir eine Aufgabe und dann mach einfach mal alles aus, geh nach draußen, stell dich an die Straße und warte was passiert.

Ich bin mir sicher, es wird etwas gutes sein.

Und dann fang an.

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