Arsch hoch, du Superstar.
15.10.2015
The Only One Skill That, If You Have, Will Completely Change Your Life – ein hübscher Artikel mit einem der besten Zitate jemals:
Recently, I’ve heard a saw on Tai Lopez’s webinar which says that there are three types of people: those who make things happen, those who watch things happen, and those who wonder what just happened.
Kürzlich habe ich etwas in Tai Lopezs Webinar aufgeschnappt, das besagte, dass es drei Typen von Menschen gibt: solche, die dafür sorgen, dass etwas passiert, solche, die dabei zusehen, wie etwas passiert und solche, die sich fragen, was da eigentlich gerade passiert ist.
Das ist natürlich richtig und doch im Einzelfall immer auch eine Frage der Perspektive, aus der man auf die Menschen schaut. Ohne zu egozentrisch sein zu wollen, möchte ich behaupten, dass ein großer Teil “der Welt dort draußen”, aus ihrer Perspektive, mich zur ersten Gruppe zählen – zu denen, die machen – ich mich jedoch oft genug selbst zur zweiten – denen, die zuschauen, wie andere machen.
Der Grund dafür ist, dass man für das Erreichen des Erfolges als Macher, so wie Oskar Nowik ihn im oben verlinkten Artikel definiert, noch eine zweite Eigenschaft benötigt: Selbst-Kritik. Und wenn die zu laut wird, schiebt sie dich raus aus dem Kreis der Schaffenden.
Ohne Selbst-Kritik wirst du nix
Tatsächlich bin ich selten sehr glücklich mit den Ergebnissen meiner Arbeit – sei es im Web-Design, als Illustrator oder Autor. Meistens bin ich zwar satt und zufrieden. Dennoch setzt sehr bald nach Fertigstellung ein Prozess bei mir ein, der den Fehler im Werk sucht. Das Element, dass aus einer okayen Arbeit etwas großartiges gemacht hätte. So wie einem oft erst nach einem Gespräch einfällt, was man hätte sagen sollen.
Als ich bei code-x noch Mediengestalter und Designerinnen ausgebildet habe, war, wenn diese mir etwas präsentieren wollten, meine Frage immer:
“Gefällt dir das, was Du mir da zeigen willst, denn selbst überhaupt? Findest du das so richtig geil?”
Wenn sie “Nein”, oder noch schlimmer “Weiß nicht” sagten, habe ich sie wieder weggeschickt und gesagt, sie sollen wieder kommen, wenn sie es mir voller Stolz und Trotz und Genugtuung auf den Tisch knallen möchten. Völlig akzeptabel war natürlich ein “Ich habe hier was, womit ich nicht weiterkomme. Kannst du mal drauf schauen?” Aber etwas abzuliefern, dass man selbst für maximal mittelmäßig hält, nur um es eben abzuliefern?
Nein. Das geht nicht. Deadlines hin, Expectation Management her. Dann lieber mal eine Deadline reißen und den Ärger als Preis für den Glanz und die Glorie sehen. So richtig mit Pathos und Glitzer.
Wie dieser Anspruch zusammengeht mit der oben beschriebenen Aussage, dass ich selbst oft Dinge abliefere, die ich persönlich auch nur okay finde?
Na ja: Alles ist halt relativ.
Die kreative Realitivitätstheorie
So spielen in die Bewertung einer (kreativen) Arbeit viele Parameter eine Rolle. Das geht über den zeitlichen und kräftemäßigen Aufwand, den man hinein investieren kann bis hin zum Budget, dass einem Kunden zur Verfügung stellen. (Im gewerblichen Kontext steht das beides natürlich im Zusammenhang.)
Ergänzt wird dies jedoch in jedem Fall durch ein weiteres Merkmal, dass neben dem Gewerblichen auch für freie Arbeiten gilt: Den eigenen Anspruch. Multipliziert man das nun alles noch mit dem Willen, etwas gutes abzuliefern und sich ganz dem Prozess verschrieben zu haben, kommt man zu einem Ergebnis.
Zeit x Anspruch x Willen x Netto-Ergebnis = Brutto-Ergebnis
Erst wenn sich das alles in Summe und Produkt richtig gut anfühlt: Die Investition von Zeit, Anspruch und Willen, dann würde ich sagen: Raus damit.
Ansonsten in die Tonne und noch einmal von vorne. Auch das ist etwas, dass ich Anfängern im Kreativen immer mit auf den Weg gebe:
“90% deiner Arbeit sind für die Tonne.”
Weshalb sich dennoch 100% der Arbeit lohnen können, dass lernen wir von einem der größten amerikanischen Football-Spieler und Trainer. Einem, der es als einziger geschafft hat, in beiden Disziplinen die Hall of Fame des American Football zu erreichen: Mike Munchak.
Clear eyes, full hearts …
Kürzlich las ich diese schöne Geschichte über ihn. Als Trainer pochte er bei seinen Teams weniger auf das Ergebnis eines Spiels. Vielmehr impfte er ihnen ein, dass wenn sie rausgehen aufs Feld, das Spiel ihres Lebens machen sollen. Mit hinfallen und aufstehen, Gras fressen und Blut spritzen lassen. Wenn sie danach wieder in die Kabine gehen und wissen, dass sie ihr Allerbestes gegeben haben, ist alles okay. Und wenn man dann noch den Gegner bezwungen hat, ist die Welt superprima. Denn das Wichtigste ist: In beiden Fällen hat man dem Publikum – ach: auch sich selbst – einen Riesenfight geliefert.
Und darum geht es doch irgendwie.
Der Welt und seinem faulen Arsch einen Riesenfight zu liefern.
Helm auf. Los geht’s, du Superstar!
Make things happen!