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CyBook Odyssey HD Frontlight

17.03.2013

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Seit etwas mehr als einer Woche besitze ich nun den E-Book-Reader “CyBook Odyssey HD Frontlight” des Herstellers Booken. Hier ein erster Erfahrungsbericht.

Ursprünglich hatte ich geplant, mir den Tolino von Thalia, Telekom und Co. zu kaufen, doch der fiel bei einem vor Ort-Test in der Bielefelder Thalia-Filiale nach wenigen Minuten durch alles durch, durch das man durchfallen kann.

Zuallererst die Frage kurz beantwortet, die mir am häufigsten gestellt wird: Warum denn kein Kindle Paperwhite? Die Antwort ist ganz einfach: Ich wollte in jedem Fall ein Gerät, dass offenes ePub verträgt. ePub ist das Standard-Format für eBooks und nahezu alle E-Book-Reader vertragen das. Ein Gerät zu kaufen, dass das nicht kann, ist als würde man einen MP3-Player kaufen, der kein MP3 kann. Selbst iBooks von Apple schluckt offenes ePub. Und viele Autoren und Independent-Verlage vertreiben ihre E-Books eben in ePub. Um es kurz zu machen: Der Kindle kann kein ePub, nur das Amazon-eigene Derivat mobi. Deshalb.

Einschub: Darüberhinaus sei erwähnt, dass ich Geräte und Software danach kaufe, ob sie den Zweck, denn ich damit erfüllt wissen möchte erfüllen. Ich kaufe Geräte nach ihrer Funktion und nicht danach ob sie so offenes “Open Source” sind wie ein digitales Scheunentor beim Almauftrieb. Ich kaufe Geräte nicht danach, ob man durch ihren Besitz wahlweise vor den den Menschenrechts-Ausschuss kommt oder den Friedensnobelpreis erhalten sollte. Ein Gerät ist ein Ding, durch das Strom fließt und das zu irgendwas nutzt und an dem irgendeine Nase Geld verdient. Welche Nase ist mir egal, sind sowieso alles Verbrecher, wenn man das will oder knüppelharte Wirtschaftsunternehmen, die tolle Produkte verkaufen um ganz viel Geld zu verdienen, wenn man das will. Das nur, weil ich neben der oben stehenden Ausführung nicht darüber philosophieren möchte, ob Thalia, Telekom, Apple und Co. das Ende der Welt sind. Das nur dazu.

Dennoch kurz Zurück zum Tolino: Dem Tolino mangelt es als Gerät an etwas anderem, und das ist eine gewisse Liebe zur Technik. Das Gerät fühlt sich an, als wäre es von Informatikern und Ingenieruen gemacht und nicht von Menschen, die Spaß am Lesen und an “Büchern” haben. Es fehlt an einem Bedien-Erlebnis und an wesentlichen Features wie dem Setzen von Highlights oder Notizen. Auch der Formfaktor ist eher nicht so gut. Wie jemand in einem Blog schreibt: Es ist ein sehr deutsches Gerät.

Gottseidank hatte Thalia an diesem Samstag-Nachmittag, als ich beschloss jetzt E-Book-Reader-Besitzer sein zu wollen, aber noch das Booken-Gerät im Programm, dass vor dem Tolino das Thalias-Flagschiff gewesen ist und das ich bereits ins Auge gefasst hatte.

Das CyBook hat einfach alles, was ein guter E-Book-Reader braucht:

Der Formfaktor

Das CyBook liegt gut in der Hand und eine einhändige Bedienung ist problemlos möglich. Die beiden Hardwaretasten links und rechts möchte ich auf keinen Fall missen – hat der Tolino auch nicht – und je nach Situation kann man deren Funktion tauschen. Das hielt ich erst für Spielerei, aber tatsächlich habe ich das schon mehrfach zu schätzen gewusst. Je nachdem welche Hand man gerade frei hat und so.

Die Bedienung

Die Bedienung des HD Frontlight ist prinzipiell “okay”. An der einen oder anderen Stelle ist sie nicht ganz konsequent und manchmal ist es schwierig, Schaltflächen auf dem ansonsten tollen Touch-Display zu treffen. Auch muss man, um zum Beispiel eine Textstelle zu markieren, insgesamt fünfmal irgendwohin tippen. Aber alles in allem ist das okay. Nichts, um in einem Fachbuch dauernd Randnotizen und so zu machen. Für das Lesebuch aber ausreichend. Im Prinzip ist das Bedienkonzept auch die einzige echte Schwachstelle des Geräts. Eine 7 von 10 würde ich sagen und kein Grund, es nicht zu kaufen.

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Die Darstellung

Das wichtigste bei einem E-Book-Reader ist wohl die Darstellung des Textes. Dazu gibt es nicht viel zu sagen. Nachdem ich ca. eineinhalb Bücher gelesen habe, hatte ich nicht einmal das Gefühl, das da was konkret verbesserungsfähig ist. Auch der Einsatz der “Frontlight”-namengebenden Beleuchtung funktioniert gut und hilft in dunklen Situationen. Bislang musste ich das aber auch erst einmal für eine halbe Stunde nutzen. Ansonsten ist ein E-Ink-Display wirklich ein tolles Medium zum Lesen. Da kann kein Tablett und Smartphone dieser Welt mithalten. (Fun Fact: Gestern im ICE zurück aus Leipzig saß einer neben mir, der hat in der Kindle-App auf einem Samsung-Tablett gelesen. Das hat geleuchtet, als gäbe es morgen kein Licht mehr. Das sah nicht sehr lese-gemütlich aus, was der da machte. Als wollte man mit einem Formel 1-Auto ins Grüne fahren.)

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Die Bibliothek

Die Verwaltung der eigenen Bibliothek ist denkbar einfach: Entweder man kauft direkt im eingebauten Thalia-Store oder man schließt das Gerät per USB an den Rechner an. Dann meldet der sich als normales Laufwerk und die Dateien der Bücher können wie gewohnt verwaltet werden. Löschen, sortieren in frei anlegbare Ordner usw. Das ganze Web (minus Amazon und Apple) steht als Store zur Verfügung.

Es lohnt sich übrigens, dann und wann bei Google play nach E-Books zu schauen. Friday Night Lights zum Beispiel, das Buch auf dem diese wunderbare Fernsehserie beruht, ist da fast 50% günstiger als direkt bei Thalia.

DRM-geschützte Artikel verwaltet man übrigens über Adobe Digital Editions. Wie man Adobe Digital Editions und das CyBook zusammenbringt, dazu gibt es z. B. bei CyBook eine kurze Anleitung.

Der Web-Browser

Auf dem Gerät ist auch ein WebKit-basierter Web-Browser (WebKit ist die Browser-Engine die z. B. Google oder Apple in ihren Browsern einsetzen). Man kann sich ungefähr vorstellen, wie “bequem” das surfen auf einem so trägen Display wie ein E-Ink-Display ist. Bislang habe ich den Browser nur kurz mal angetestet. Überflüssig ist der sicherlich nicht, da man über den Browser direkt E-Books aus freien Quellen herunterladen kann. Aber zum Surfen an sich greife ich dann doch lieber zu iPhone oder iPad.

Fazit

Ich mag mein CyBook Odyssey HD Frontlight von Booken sehr gerne. Von Beginn an war der Kauf ein Experiment, da ich nicht wusste, ob es mir Spaß machen würde, auf einem E-Book-Reader zu lesen. Nach dem ersten kompletten Buch – dem ganz wundervollen Tschick von Wolfgang Herrndorf – muss ich festhalten, dass ich das Buch verschlungen habe und das ich nicht einmal dachte: Lieber würde ich es als “normales” Buch lesen. Ganz im Gegenteil. Oft genug fand ich es großartig, mit nur einer Hand lesen zu können, umzublättern usw. Im Steakhouse in Leipzig, in der Bahn oder während ich auf diese wartete. Dinge, die mit einem Papier-Buch oft mit viel Akrobatik zu tun haben.

Ich glaube, dass man das auch einfach nicht vergleichen sollte. Es ist eine völlig andere, neue Art, Texte zu lesen. Dem sollte man sich nicht aus irgendwelchen nostalgischen Erwägungen versperren. Wem es wirklich nur ums Lesen und nicht um eine 10 x 10 Meter große Wohnzimmer-Bibliothek geht, dem möchte ich empfehlen: Probiert das einfach mal aus. Vielleicht seid ihr am Ende genauso positiv überrascht wie ich.

Wer das Gerät mal ausprobieren mag: Auch wenn es nicht mehr beworben wird, Thalia hat das weiterhin im Programm.

Und wem hier die ganzen technologischen Details und Parameter und so fehlen, dem sei das Review-Video von goodreader ans Herz gelegt. Die gehen noch viel mehr ins Detail. Mir ging es in erster Linie um einen kurzen Erfahrungsbericht.

Letztlich denke ich, dass das CyBook von nun an eine willkommene Ergänzung sein wird. Genauso, wie ich mir einige Alben – von Thees Uhlmann bis David Bowie – weiterhin lieber als CD kaufe, werde ich auch bei Büchern nun das eine oder andere Buch digital lesen und die anderen kaufen.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht und was Eure Erfahrungen mit E-Books sind. Vielleicht mögt ihr das in den Kommentaren hier im Blog verewigen.

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