Fortsetzungsroman auf mail.de
05.03.2010
Es war auf meiner Lesung im beat.cafe in Lemgo, als mich die Organisatorin der Lesung Stefanie Arndt ansprach, ob ich nicht Lust hätte bei einem Projekt mitzumachen. Da ich ein Projekt-Mensch bin, mache ich bei allen Projekten mit. Sowieso. In diesem speziellen Fall ginge es um einen Fortsetzungsroman, sprich: verschiedene Autoren schreiben nacheinander ihren Part, ohne dass es vorher ein Konzept gibt und man schaut mal, was dabei herauskommt. Das fand ich schon sehr spannend. Als sie dann noch die Katze aus dem Sack ließ, das vor mir unter anderem Micha-El Goehre, Armin „Schriftstehler“ Sengbusch und Andy Strauß ebenfalls ihren Anteil am Projekt haben würden, war klar: Das werde ich mir nicht entgehen lassen, deren Ideen fortzusetzen.
Dann, Ende Februar 2010, trudelte die E-Mail mit der Aufforderung ein, ich sei jetzt an der Reihe. So las ich zum ersten Mal, was die anderen vorgelegt hatten. Ich war nicht erstaunt, aber ratlos: Micha-El begann gekonnt mit der einfachen aber wie immer sehr bildhaften Beschreibung einer einzigen Situation der drei Hauptpersonen – dem Protagonisten, Tom und Judith. Als „Knochen“ für die Geschichte warf er einen mysteriösen Koffer ins Rennen, in dem sich eine noch mysteriösere E-Mail-Adresse befand. Armin entwickelte das ganze weiter und ließ die Figuren heftigst interagieren.
Und dann kam Andy Strauß und auf einmal nahm das ganze natürlich eine skurrile und wie immer tolle Wendung. Bis zum Schluss Sabrina Schauer aus allem ein Feuerwerk an Ideen zauberte, die zum Schluss noch recht unsortiert und unerklärt vor mir lagen. Ich hatte nun eine Geschichte von drei Freunden, die sich inmitten einer globalen Verschwörung von hühnchenfressenden Cyborgs befand.
Zuerst wollte ich offen gesagt das Handtuch schmeißen. Das war so gar nicht mein Belag, auf dem ich da spielen sollte. Ich erzähle doch ganz andere Geschichten. Aber zum Einen wollte ich an dem Projekt teilnehmen und zum anderen war ich schon so nah an meiner Deadline, dass eine nachträgliche Absage sicherlich das Ganze verzögert hätte. Das wollte ich auch nicht. Dazu waren die alle zu nett. Also biss ich auf die Zähne und dachte nach und irgendwann hatte ich ein Bild vor Augen und begann zu schreiben.
Kurzum: Es war wundervoll. Ich hätte nie gedacht, dass mir dieses Genre, für das ich gar keinen Namen finde, so eine Freude macht. Auf einmal purzelten die Bilder und Worte hinab und am liebsten hätte ich immer weiter geschrieben. Nur um zu wissen, wie es mit unseren drei „Helden“ so weiter geht. Ich hatte dieses Baby an mich genommen und nun sollte ich es wieder loslassen, damit ein anderer sich drum kümmerte. Wie entsetzlich.
Letztlich zwang ich mich dann, hörte kurz vor der 1.000 Wort-Marke auf und schickte meinen Text heraus. Der ist nun online und ich habe keinen Schimmer, wer als nächstes dran ist. Ich hoffe nur, er oder sie beeilt sich. Ich muss einfach wissen, was als nächstes passiert.
P.S. Das Projekt ist übrigens eine Promo-Aktion des Web-E-Mail-Anbieters mail.de, der nichts anderes vorhat, als die E-Mail-Kommunikation zu revolutionieren. Aktuell befinden sich deren Arbeiten noch in der Entwicklung. Man kann sich jedoch schon vormerken. Was daraus wird, darauf bin ich fast genauso neugierig, wie auf Teil 5 unserer Geschichte.
(Foto: © Mella / photocase.com)