iPhone 5S - wider dem Megapixelwahn
11.09.2013
Neben all den Farben und Prozessoren und Fingerabdruck-Sensoren ist das großartigste neue “Feature” beim neuen iPhone 5S nicht weiter erörtert worden. Wohl, weil es wider einem unsäglichen Markttrend ist und von vielen, die diesem Martktrend seit Jahren hinterherhecheln, als Rückschritt betrachtet würde, obwohl es ein echter Fortschritt ist.
Disclaimer: Ich habe die Entwicklung der Kameras in anderen Smartphones – vor allem Nokia/Microsoft-Phones – nicht weiter verfolgt und kann hier nur darüber sprechen, ob dieses Feature Argument ist, das iPhone vom 4s auf das 5s upzugraden. Ein Sidegrade auf einen andere Marke ist sowieso nicht denkbar, wird also auch nicht einbezogen.
Das Ende der schönen Fotos
Vor einigen Jahren besass ich eine Canon IXUS 70. Das war eine ganz wunderbare Kompaktkamera, die sehr schöne, kristallklare und satte Fotos mit 7,1 Megapixeln geschossen hat. Ich mochte sie sehr und hatte nie das Gefühl ich benötige größere Fotos. Dann habe ich mit meiner Tochter geschaukelt und sie fiel in den Sand – also, die Kamera. Da war sie hin. Tatsache.
Dann kaufte ich mir erst einmal eine Nikon D80 DSLR und wollte keine Kompakte mehr. Erst einige Jahre später – damals waren Handy-Kameras noch totaler Müll – hatte ich die Faxen dicke, immer so einen Klotz mit mir herumzuschleppen und wollte wieder eine Kompakte haben. Also, ab in den MediaMarkt. Als Limit hatte ich mir so ca. 150 Euro gesetzt. Dafür nahm ich eine Samsung mit, schoss ein paar Fotos, fand die Kacke, ging zurück und tauschte gegen eine Panasonic, schoss ein paar Fotos, fand die Kacke und war ratlos. Aufklärung brachte der kompetente (Tatsache!) Mitarbeiter des MediaMarktes. Der erklärte mir, dass die Leute immer mehr MegaPixel wollten und deshalb die Hersteller “gezwungen” sein, mehr aus den aber immer noch gleichen Chips herauszukitzeln. Das resultiere dann in einem größeren Bildrauschen, das wiederum durch die Software versucht würde zu reduzieren. Im Resultat entstanden schwammige, unschöne Bilder. Kein Vergleich zu den tollen Bildern der IXUS 70. Ich kaufte mir dann für ungefähr 250 Euro eine damals aktuelle IXUS 870 IS mit 10 Megapixeln. Aber auch mit der wurde ich nie ganz warm, die meiste Zeit lag sie im Schrank und bald machte mein iPhone bessere Fotos als die.
Der Megapixel-Wahn im Smartphone-Markt
Nun geht aber der MegaPixel-Wahn auch im Smartphone-Markt los. Da werden immer größere MegaPixel-Zahlen an die Marketing-Front geworfen und da schlachten die sich gegenseitig ab, bis nur noch Bildmatsche übrig sein wird.
Wie habe ich mich dann gestern über das iPhone 5S gefreut. Apple macht da nicht mit. Die lassen ihre Kamera bei den bisherigen 8 Mega-Pixeln, vergrößern aber stattdessen den Sensor um 15%, was bis zu 33% mehr Lichteinfall auf jeden einzelnen Pixel führt. Im Endeffekt entstehen schärfere und dynamischere Fotos. Also genau des Gegenteil von dem, was die Kompaktkameras kaputt gemacht hat. Super gemacht, Apple!
Hier das offizielle Produktvideo dazu.
http://www.youtube.com/watch?v=WbxdJoekwrI
Sind 8 Megapixel denn genug?
Man muss sich mal diese Grafik der Wikimedia anschauen. Da steht, dass bei einer Auflösung von 8 Megapixel das Foto Maße von 3264 × 2448 Pixeln hat. Das genügt, um das Foto zum Beispiel in einer Größe von DIN A4 bei brillantester Qualität auszudrucken. Realistisch sind Ausdrucke bis DIN A2 möglich. Hand aufs Herz: Für eine Smartphone-Kamera ist das ausreichend und die perfekte Balance zwischen Bildqualität und Auflösung. Für alles andere greift man sowieso zur DSLR.
Ich wäre jedenfalls nicht bereit, eine schlechtere Qualität auf Kosten einer höheren Auflösung in Kauf zu nehmen, die ich dann gar nicht nutzen würde.
DAS ist eine sinnvolle Innovation und das für mich ausschlaggebende Kauf-Argument für das iPhone 5S.