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Das ist keine Politik, das ist albern.

12.04.2012

Wenn meine Kinder meckern, dass sie irgendwas nicht essen wollen, dann sagen wir immer: Erst probieren, dann meckern. Aus ähnlichem Anlass habe ich mir nun dann doch mal die Auffassung der Piraten zum Thema Urheberrecht durchgelesen. Ich gebe zu: Ich habe mich getäuscht. Die sind nämlich noch viel schlimmer als ich dachte.

“Da sich die Kopierbarkeit von digital vorliegenden Werken technisch nicht sinnvoll einschränken lässt und die flächendeckende Durchsetzbarkeit von Verboten im privaten Lebensbereich als gescheitert betrachtet werden muss, sollten die Chancen der allgemeinen Verfügbarkeit von Werken erkannt und genutzt werden.”

Hackt’s? Was hier gefordert wird, ist eine geistige und künstlerische Enteignung. Nicht weniger. Und es wird am Ende die falschen treffen, wie Markus Liske in seinem Artikel „Shitstorm over Regener“ schreibt:

„Ebenso sieht es bei den Künstlern aus: Lady Gaga oder Justin Bieber müssen keine Angst haben, denn ihre „Kunst“ ist ohnehin nur Markendesign von Medienkonzernen, die tatsächlich kein Urheberrecht brauchen, um Gewinn zu realisieren. Wen es trifft, das ist sozusagen der künstlerische Mittelstand, zu dem man auch Regener zählen muss. Trotz all seiner Erfolge ist der Mann mit Sicherheit kein „reicher Sack“, wie er im Shitstorm zigfach tituliert wird, das wird man nämlich nicht so leicht, wenn man Kunst macht.“ Markus Liske, Shitstorm over Regener

Es ist immer – ich wiederhole: immer – der Künstler selbst der am Ende entscheidet, ob und wie seine geistige Arbeit genutzt und reproduziert werden soll. Dazu braucht es nach meinem Wissen keine neuen Gesetze, sondern, wie auch Liske schreibt, einen anderen Markt. Oder wie Jan Fleischhauer auf SPON schreibt.

„Dass ausgerechnet das klagefreudige Unternehmen Apple als Paradebeispiel dient, wie man der “Content-Mafia” Beine macht, gehört zu den komischen Wendungen dieser Debatte. Vermutlich hätte man mehr Achtung vor dem Freibeutermut der Piraten, wenn sie ihre Beutezüge auf den Großkonzern aus dem sonnigen Cupertino ausdehnen würden. Das wäre mal ein würdiger Gegner.” Jan Fleischhauer, Legt Euch doch mit Apple an

Tatsache: Schon heute ist die Bandbreite möglicher Nutzungsrechte – um die es im Übrigen geht, nicht um Urheberrechte – so vielfältig wie eben möglich. Von Public Domain bis hin zu eisenhartem DRM ala iTunes Store. Nur werden diese eben nicht im Sinne der Piraten genutzt, so dass sie schlicht fordern, alles oberhalb von Public Domain zu kippen. Dass die Künstler jedoch so sehr an ihren Rechten hängt, liegt daran, dass auch ein Künstler sehr häufig an dem wirtschaftlichen Erfolg seines Werks interessiert ist. Und zwar möglichst umfassend. Sprich: Viel Geld damit verdienen. Mir als Künstler ist jedenfalls nicht daran gelegen, dass jemand mein Buch – dass in Kürze als eBook erscheinen wird – einfach so kostenlos (also ohne wirtschaftliches Interesse) an Karl Arsch und Bettina Bumms verteilt. Da fühle ich mich nicht nur ins Gesicht gepinkelt, da scheißt mir jemand mit voller Wucht vor die künstlerische Tür. Das ist respektlos!

Ich will, dass jeder der mein Buch lesen will, soviel dafür bezahlt, wie ich dafür haben möchte. Es ist nämlich mein Buch.

Ende der Diskussion.

Kommentare geschlossen.

Meinetwegen scheißt mir jetzt einen Sturm.

Ich höre weiter „Element of Crime“ und wähle weiter grün.

Die kümmern sich wenigstens beide um echte Probleme.

Eine ähnliche Meinung, jedoch viel besser geschrieben, haben übrigens die folgenden Autoren in ihren Artikeln, die ich dringend empfehlen möchte:

Jan Fleischhauer auf SPON: Legt Euch doch mit Apple an. (Danke für den Link, Helmuth Opitz)

Markus Liske auf DENKSTATT: Shitstorm over Regener.

 

Titelbild: photocase.com, kitze

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