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DC-Reboot und digitale Comics auf dem iPad

02.09.2011

Am 31. August war es endlich soweit: DC Comics – das sind die mit Batman und Superman und nicht die mit Spiderman und X-Men – haben unter dem Label „The New 52“ ihren Reboot gestartet. Für alle, die nicht wissen worum es da geht: DC Comics tut, was Mut braucht: Insgesamt 52, viele ihrer über Jahrzehnte gelaufenen Serien und einige neue – allen voran Superman – werden von Grund auf neu gestartet und was viel drängender ist: Die Nummerierung für beginnt bei der magischen 1. Wer eine von Pathos überladene Einleitung dazu von DC direkt ansehen möchte, für den gibt es hier das Video zu „DC Comics – The New 52“. (Trivia: Ich liebe den Akzent von Grant Morisson!)

Justice League … lead the way

Den Anfang macht die „Justice League“, dem Marvel Avengers-Pendant von DC. Die „Justice League“ ist eine Vereinigung bekannter Superhelden – Superman, Batman, Wonderwoman, Green Lantern, Flash usw. die zusammen kämpfen. Und DC schöpft hier in vielen Bereichen aus den vollen: Zum einen haben Sie die Chance, die bekanntesten Superhelden direkt im allerersten Heft des Gesamt-Reboots unterzubringen.

Zum anderen hat niemand anderes als der wohl aktuell beste Superhelden-Zeichner Jim Lee es sich zur Aufgabe gemacht, die „Justice Leage“ zu pencilen. Doch was am bahnbrechendsten in allen Bemühungen von DC ist: [highlight]Von Beginn an werden die Storys sowohl im Print als auch in ihren digitalen Entsprechungen zeitgleich veröffentlicht.[/highlight] Bislang musste man hier noch wochen- oder monatelang auf die digitalen Ausgaben warten. Ab heute ist das anders.

Digitale Comics (u.a. auf dem iPad)

[pullquote]Maybe print is not the safest boat to float in, maybe digital is going to be big “one day”?[/pullquote] Das ist gut. Und der Grund dafür ist so einfach wie banal: Es ermöglicht, den Leuten, die Comics auch digital lesen möchten, dies zu tun. Ich nutze dazu die iPad-App von comixology. (Ich möchte hier auch auf meinen älteren Artikel zum Thema „Comics auf dem iPhone“ hinweisen, der zwar iPhone-zentriert ist, aber im Prinzip gilt vieles davon auch heute noch für das iPad.) Bislang galt es bei den Verlagen jedenfalls hinsichtlich der Publikations-Politik, dafür zu sorgen, dass evtl. digitale Publikationen bloß nicht den eigenen klassischen Vertriebszweig kanibalisierten. Was für ein Blödsinn. Oder wie Kollege Dusthin „Dharbin“ Harbin in seinem sehr lesenswerten Artikel „Fifteen thoughts on digital comics“ schreibt:

„Publishers have tricked themselves into thinking that digital comics–THEIR digital comics–are somehow competition for their own print comics. They’re the same comics! You made them, publishers! Surely any person on your staff under the age of 40 can see that hmmmm, maybe print is not the safest boat to float in, maybe digital is going to be big “one day”? Alter your business model and give room to both. Stop competing with yourself, and start competing with your competitors again.“ Fifteen thoughts on digital comics, Dustin Harbin

Nutznießer digitaler Comics soll und muss der Leser sein. Schließlich kauft er den Comic. Lasst ihn entscheiden, wann und in welcher Form er Eure Comics lesen will.

Ich möchte mich hier gar nicht ereifern, ob es sinnvoll ist, Comics digital zu lesen oder klassisch. Das ist definitiv jedermanns eigene Entscheidung. Ich für meinen Geschmack entscheide das je nach Heft und Album. Und dank des iPads habe ich ein Lesegerät, dass den digitalen Lesegenuss in bestmöglicher Manier ermöglicht.

Dafür entschied ich mich jedenfalls bei „Justice League #1“. Technisch gesehen alles gut und es war gemütlich und passend, abends im Bett durch die Seiten zu swipen. Der Comic-Reader von comixology ist hervorragend, die Darstellungsqualität passend. Ich bin mir zwar sicher, dass digitale Comics in Zukunft noch mehr werden leisten können. Aber für den Anfang ist das völlig okay. … Gerade während ich diesen Beitrag schreibe, bekomme ich von meiner Comic-Reader-App eine Benachrichtung, dass es für mein „Justice League #1“ ein UPDATE gibt. Wie geil …

Weniger „geil“, war das, was jenseits technischer Aspekte auf mich wartete.

Justice League #1 – DC, was soll das?

Inhaltlich bin ich enttäuscht. Anders kann ich das nicht sagen. Sicher, die Zeichnungen von Jim Lee waren – wie nicht anders zu erwarten – erstklassig. Vor allem mag ich Jim Lees Interpretation des jungen Superman. Doch was das Skript von Geoff Johns anging, musste ich an einen Artikel denken, den ich vor geraumer Zeit las (Quelle verloren), in dem sich jemand darüber ereiferte, dass man früher Comic-Hefte noch lesen konnte. Heute ist das mehr ein anschauen, die Dialoge sind dünn, die Stories und die Off-Texte aufs nötigste komprimiert und alles konzentriert sich auf das Artwork. Als ob die Aufmerksamkeitsspanne der jungen Comic-Generation sogar für dieses eigentlich kurzweilige Medium gar zu kurz ist. Ein Schelm, wer da eine Parallele zum Popcorn-Kino zieht. Nein, ich habe kein echtes Problem, 2,99 Euro für einen Comic zu bezahlen – egal ob Papier oder  Digital – aber dann will ich auch was zu lesen haben, dass mich länger als ein paar Minuten beschäftigt.

Ich rede mir jetzt einfach mal ein, dass „Justice League #1“ einfach so etwas wie ein Prolog war, der das Ganze, das Große nur eröffnen soll. Slam-Kollege Michael Heide schreibt passenderweise auf Facebook als Begründung für seine „6 aus 10 Punkte“-Wertung:

6 is fine. It’s better than average. But this book could and should have been so much more. And I’m pretty sure that it will get better, both in this series and in some of the others. So I can’t rate this any higher without getting into trouble later on, when the really brilliant issues get released.

Ich habe „comixology“ gesagt, es soll mich „anstupsen“, wenn „Justice League #2“ verfügbar ist. Das werde ich mir kaufen. Und dann sehen wir weiter.

Ich melde mich mit Ergebnissen.

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